Samstag, 23. März 2013

REZENSION: Flug ins Apricot

Ja, ich habe es getan - mir NOCH ein Buch von Mirjam Müntefering geholt.
Ich sehe schon viele die Köpfe schütteln, nachdem ich eins ums andere von ihr hier zerrissen habe. Was soll ich sagen? Mich faszinieren einfach all die positiven Stimmen, die es zu dieser Autorin gibt. Und die ich bisher einfach nicht teilen konnte.
Also machte ich mich auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Und hab sie offenbar gefunden.
Denn diesmal las ich ein Jugendbuch von ihr.
Und was soll ich sagen: Jugendbuch kann sie..... ;)

Autorin: Mirjam Müntefering
Seiten: 239
Verlag: Milena-Verlag


 


Kurzinhalt:
Franzi ist 16 Jahre und lebt beschaulich in einem kleinen Dorf. Zusammen mit ihrer besten Freundin Mercedes, die vor allem ihr Pferd und Jungs in Kopf hat, denkt sie viel über ihre Zukunft nach.
Während alle ganz genauzu wissen scheinen, was sie wollen, hat Franzi das Gefühl, von jedem ein wenig zu können, aber nichts wirklich gut genug, um ein größeres, vielleicht sogar berufliches Interesse daran zu entwickeln. Die Begeisterung für Jungs von Mercedes kann sie auch nicht recht teilen.
Da kommt Alex(andra) neu in ihre Klasse. Frisch aus der Großstadt zugezogen und so ganz anders als alle anderen Mädchen, die Franzi bisher kannte. Und das nicht nur, aufgrund ihrer coolen Frisur und tollen Klamotten.

Meine Meinung:
Dies ist nicht nur ein Buch über das ohnehin schon schwierige Erwachsenwerden, sondern auch über die zusätzliche Schwierigkeit, zudem noch homosexuell zu sein.

Es ist wirklich beeindruckend, wie realistisch Mirjam Müntefering das buchstäbliche Kribbeln im Bauch beschreibt, das bei Franzi langsam Einzug hält, wenn sie Alex sieht. Wie es ihr durch und durch geht, wenn Alex sie einfach nur ansieht.
Oder ist es einfach nur ein verwirrtes Gefühl, weil Alex so anders ist? Schließlich war Franzi doch auch schon in Jungs verliebt.
Wie Müntefering diese sich widerstreitenden Gefühle in Worte fasst, die sich langsam doch als ein (echtes) Verliebtsein herauskristallisieren, ist beeindruckend und hat mich unglaublich an mein eigenes erstes Verliebtsein in eine Frau erinnert, was ich damals nicht als solches identifzieren konnte (ein solches Buch hätte mir geholfen!) und von dem ich daher auch nicht recht wuste, was ich davon halten sollte.

An einer Stelle im Buch sagt ein älteres Lesbenpärchen zu Franzi, sie wären froh gewesen, wenn sie schon so früh sich im Klaren gewesen wären, dass sie lesbisch sind. Das hätte ihnen einiges erspart und vieles andere ermöglicht.
Mir ging es ähnlich: Hätte es solch ein Buch in meiner frühen Jugend schon gegeben, wären mir einige "falsche" Wege auf der Suche nach der Liebe vielleicht erspart geblieben.


Gleichzeitig muss Franzi sich fragen, ob sie "so" ist (das Wort "lesbisch" geht ihr lange Zeit nicht über die Lippen).
Und schließlich: Was das für ihre Zukunft bedeuten würde. Wie die "normale" Gesellschaft ihr zukünftig begegnet.

Es dauert eine Weile, bis sie sich darüber klar wird. Und was sich schließlich für Alex und sie als "normal" anfühlt, für "die anderen" doch einfach "unnormal" ist. Womit immer auch eine gewisse Bedrohung über dieser ersten großen Liebe hängt, die doch einfach nur als wunderschön in Erinnerung bleiben sollte - ohne sich verstecken zu müssen.


Fazit:
Ein toller Beitrag zum bevorstehenden Coming out lesbischer Mädchen.
Für mich endete das Buch allerdings zu früh, denn die tatsächliche Herausforderung, ihre Liebe auch OFFEN zu leben (und die daraus resultierenden Folgen, die auf einem Dorf sicher nicht ausbleiben), fehlte hier völlig. Es gibt allerdings noch einen Nachfolgeband (Apricot im Herzen: Roman ), den ich mir gleich mal besorgen werde...


Absolute Leseempfehlung für Jugendliche. Auch (und gerade) homophobe:



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