Samstag, 20. Februar 2016

REZENSION: Stupid white men (Hörbuch)

Titel: Stupid white men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush 
Autor: Michael Moore
Länge: 2 CDs, 153min.
Sprecher: Peter Lohmeyer


Kurzinhalt (Amazon.de):


Die Lektüre dieser hoch intelligenten und gallebitteren Satire aus der Feder des Regisseurs und Fernsehmoderators Michael Moore macht klar, wie sehr "Nine Eleven" -- da war das Manuskript schon fertig -- inzwischen den Blick auf die Verhältnisse in den USA verstellt hat. So ist etwa die fragwürdige Machtergreifung des bei den Präsidentenwahlen stimmenzahlmäßig unterlegenen Kandidaten der Republikaner kaum mehr Thema. Sehr wohl bei Michael Moore, der Bush Junior mit betont unfairen Schlägen unter die Gürtellinie als trotteligen Unsympathen und Ignoranten vorführt, der sich bereitwillig zum Hanswurst einer reanimierten Altfalken-Riege aus Ronald Reagans und Daddy Bushs Zeiten macht.

Wer sind diese feinen, patriotischen Säulen der Bush-Junta? Mit dieser Frage leitet der Autor sein Who's who der US-Regierung ein und fährt fort: "Sie repräsentieren die bescheidenen und selbstlosen Funktionäre der amerikanischen Wirtschaft. Ich habe sie aufgeführt, damit die Truppen der UNO und NATO sie leichter zusammentreiben können, wenn sie endlich kommen, um Ordnung und Demokratie wieder herzustellen."


Meine Meinung:

"Stupid white men" lag schon ewig bei mir herum und da die Nachrichten gerade wieder voll sind vom Wahlgeschehen in Amerika, dachte ich, dass es Zeit ist, sich das Ganze endlich mal anzuhören.

Auch wenn man in amerikanischer Politik nicht so bewandert ist und vielleicht nicht alles versteht oder kennt, hat man mit diesem Hörbuch seinen Spaß.

Moore ist ein wortgewaltiger, scharfzüngiger und wirklich genauer Beobachter der Situation seines Landes, der kein Blatt vor dem Mund nimmt. Und dabei noch unglaublich lustig ist. Wobei man sich schon fragt, ob er mit seiner Kritik nicht auch gefährlich lebt.

Gerade wenn man hört, wie verwickelt und verschwippt und verschwägert die halbe amerikanische Regierung ist. Zumindest zu der Zeit, als diese CD erschien (2001).

Aber von vorn.

Die 2 CDs beschäftigen sich mit verschiedenen Themenbereichen.

Während auf der ersten vor allem die kuriose Wahl des George W. Bush Thema ist (die älteren unter uns erinnern sich vielleicht, dass es ewig dauerte, bis dieser als Wahlsieger feststand und es auch noch Klagen gab, da bei der Auszählung offenbar nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist), geht es auf der zweiten CD um Amerika im Allgemeinen, etwa die Waffenlobby oder die Furcht vor Farbigen.

Wobei man trotz allem immer das Gefühl hat, dass Moore sein Land liebt und einfach nur Missstände aufzeigen will.

Wobei er manchmal wirklich üble Dinge zur Sprache bringt und etwa die Frage stellt, ob Bush Analphabet ist, kriminell oder Alkoholiker. Und dies immer wieder mit kleinen Anekdoten beweist. Wobei beim Hörer diesbezüglich stets ein merkwürdiges Gefühl bleibt.

Sind dies alles wirklich Tatsachen oder die überspitze Sicht eines Satirikers? Wenn ersteres der Fall ist, bin ich dankbar, Europäerin zu sein.

Peter Lohmeyer liest das Ganze auch mit genau der richtig Mischung aus Aufregung und zwinkerndem Auge.

Fazit:

Dieses Hörbuch hat meine Sicht auf Amerika definitiv verändert, auch wenn sie mir zum Teil fast schon zu böse war.
Mich würde interessieren, wie Moore die aktuelle Lage unter Obama beschreiben würde.

1 Kommentar:

  1. Ich verfolge Michael Moores Twitteraccount und finde es da auch immer wieder spannend seine Sicht auf die politischen Ereignisse zu sehen. Was Obama angeht, so habe ich das Gefühl, dass da bei Moore - wie bei so vielen - sehr viel zwischen Hoffen und Frustration geschwankt wird. Viele Ansätze von Obama werden bejubelt, manche Sachen werden kritisiert, weil sie nicht durchdacht genug sind, an anderen Stellen wird gewütet, weil eine Entscheidung ein Wahlversprechen bricht oder weil eben die Republikaner ein soziales Gesetz verhindern. Langweilig ist es auf jeden Fall selten. ;)

    Was den amerikanischen Wahlkampf angeht, so verfolge ich ihn gerade durch die Texte von - eher linksstehenden - Autoren und finde es auch da spannend die Ansichten über die diversen Kandidaten zu lesen. Aber für mich ist es ja auch einfach das "unterhaltsam" zu finden, denn es betrifft mich ja nicht.

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