Montag, 6. Februar 2017

REZENSION: Wolfsgrube


Titel: Wolfsgrube
Autorin: Anne Rößling
Seiten: 183
Verlag: Midnight
 
Kurzinhalt (Verlagstext):


Im hessischen Dörfchen Aubel wird Bernd Bretschneider tot in seinem Haus gefunden. Für Polizist Frank Schenk die erste Leiche seiner Karriere. Nachdem er sich plötzlich, aber heftig in die Geranien übergeben muss, ist nicht nur ihm klar, dass besser jemand anderes diesen Fall übernehmen sollte. Also kommt Franks Frau Hauptkommissarin Helen Schenk früher als geplant aus der Elternzeit zurück aufs Revier und stürzt sich mit Inbrunst in die Ermittlungen. Kurz darauf wird Bretschneiders Ehefrau tot aus dem Fluss gezogen. Ihr Körper ist völlig zerschunden. Und auch wenn Kollege Manfred lieber Frühstückspause als Befragungen durchführt und keiner der Dorfbewohner etwas Böses vermuten mag, ahnt Helen, dass Aubel nicht so beschaulich ist, wie es auf den ersten Blick scheint …



Meine Meinung:

Die Kurzbeschreibung des Krimis hat mich ja schwer amüsiert und insofern habe ich mich sehr auf das Leseerlebnis gefreut.


Wo gab es das schon einmal in der Literatur, dass der männliche Ermittler angesichts einer Leiche auf den ersten Seiten schnell das Weite sucht, um das Feld für seine Frau zu räumen, die ohnehin keine Lust mehr auf das Kindererziehungseinerlei der Elternzeit zuhause hat?

Die emanzipierte Frau in mir war schwer begeistert und tatsächlich nimmt Helen schnell das Heft in die Hand, zumal auch der ihr zugeteilte Partner, Manfred, mehr an den kuliniarischen Angeboten der Befragten interessiert ist, als an dem, was diese zu sagen haben.

Überhaupt ist das Essen ein tragender Bestandteil des Buches, denn jedes Kapitel ist mit einer anderen Leckerei überschrieben, die irgendwie auch eine Rolle in dem jeweiligen Teil spielt.

Denn die meisten Dorfbewohner backen und kochen, was das Zeug hält, während sie gleichzeitig genug Zeit haben, sich gegenseitig zu beobachten und zu bewerten.
Dorfleben, wie es buchstäblich im Buche steht. Gruselig und lustig zugleich.

So geht auch Manfred als ins Dorf Aubel Geborener von vornherein davon aus, dass er jeden einzelnen der Bewohner kennt und ist insofern davon überzeugt, dass unter ihnen kein Mörder sein kann.

Während Helen, als Zugezogene für ihn ziemlich peinlich ist, da sie es tatsächlich wagt, diese Menschen zu befragen, obwohl sie letztlich nur ihre Arbeit macht:

"Das war jetzt aber mehr als peinlich! Helen konnte man wirklich nirgendwo hinschicken. Sie benahm sich so, als wäre das heute ihr erster Tag in Osthessen." (Pos. 1203) 

Dabei wird, je länger man liest, mehr als deutlich, dass die beiden sich großartig ergänzen und Manfred zeigt Helen auf subtile Art, dass es manchmal sinnvoll ist, mit dem einem oder anderem erst einmal ein Gespräch über den toll wachsenden Salat zu führen, bevor man zum eigentlichen Thema kommt.

Diese Gespräche werden zum größten Teil in hessischer Mundart geführt, wobei ich zunächst etwas Probleme hatte, mich da einzulesen.

Und auch wenn vieles, was sich hier im Buch an Ansichten über das Leben und etwa die Stellung von Mann und Frau in der Gesellschaft findet, sicher überzogen scheint, bleibt doch ein nachdenkliches Gefühl zurück.
Ein Nachdenken, das ich mir manchmal auch bei der einen oder anderen Figur gewünscht hätte.


Fazit:

Witziger, neuartiger Ansatz über eine emanzipierte Kommissarin, die sich gegen die Trägheit der Dorfbewohner und die ihres Parters durchsetzt.
Ich persönlich hätte mir noch einen stärkeren Ausbau mancher Figuren gewünscht. So blieb mir Helen manchmal in dem, was sie tut und fühlt, fremd.

Auch die Aufklärung des Falls passiert dann etwas plötzlich und hätte sicher noch mehr Raum für mehr Spannung gelassen.






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