Mittwoch, 17. Januar 2018

REZENSION: Kinderland


Titel: Kinderland
Autor: Mawil
Seiten: 280
Verlag: Reprodukt


Kurzinhalt (Verlagstext):

Ostberlin im Sommer 1989: Mirco Watzke steckt in der Klemme. Der sonst so vorbildliche Schüler der Klasse 5a hat Ärger mit den blöden FDJlern, und der Einzige, der ihm dabei helfen kann, ist ausgerechnet dieser unheimliche Neue aus der Parallelklasse…


Meine Meinung:

Kinderland ist ein Comic. Ein unheimlich dicker Comic. Der mit einer unglaublichen Liebe zum Detail gezeichnet ist.
Und mit einem unglaublichen Erinnerungsvermögen an Kindheit in der DDR.

Schon die ersten Bilder haben mich angesprochen: Da sieht man ein Kinderzimmer mit einem Sandmann, einem Mosaikheft, einem Schlumpf in einem Setzkasten, einem Indianer u.ä.

Ich war sofort von diesen Bildern gefangennommen worden und hätte niemals geglaubt, dass ein Comic mich einmal so in meine Kindheit zurückversetzt.

Bildergebnis für mawilDa sieht man den Protagonisten über dem Waschbecken hängen und Briefmarken ablösen. Da wird beim Tischtennisspielen von "Einschmatz" gesprochen und man sieht den Teenagern in der Disko beim Tanzen zu Depeche Mode zu, während sie in einem nicht vorhandenen Englisch singen: "Pipela Piepel 'soweischubidi"....
 .... und jedes Mal klingelte etwas bei mir und ich dachte: Ja, das habe ich auch gemacht / erlebt /gesagt.
Wir waren Kinder der 80er, das Land um uns zerfiel und wir versuchten das Beste daraus zu machen.

So wie auch Mirko, der mit seinen Kumpels vor allem Tischtennis spielt. Etwas, was sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch zieht.

Die Story als solche wird damit jedoch fast zur Nebensache und so ist der Titel "Kinderland" unheimlich passend, denn das Land der Kinder war ein anderes als das der Erwachsenen, in dem plötzlich die Mauer fällt, während die Clique um Mirko sich vor allem Gedanken um das große Tischtennis-Turnier der Schule macht.

Dass er Mitschülerinnen wie die eifrige Gruppenratsvorsitzende "Angela Werkel" hat (es hat eine Weile gedauert, bis sich der Gag mir erschlossen hat), sind noch nette  Nebenschauplätze.
Und auch wenn ich mit dem abrupten Ende des Comics nicht ganz so glücklich war, hat mir das Buch doch unheimlich gut gefallen und ich werde schauen, was ich noch von "Mawil" finde.


Der Autor/Zeichner ist mein Jahrgang, selbst ein Wendekind - wie ich - und in Ost-Berlin zur Schule gegangen. Ich kenne sogar seine ehemalige Schule. Vielleicht kam mir deshalb so vieles andere auch bekannt vor.

Als Autorenfoto prangt sein ehemaliges Bild aus seinem DDR-Kinderausweis, über das ich mich auch sehr amüsiert habe. Mir gefällt sein Humor.


Fazit:

Wunderbare, überraschende Reise zurück in meine Kindheit. In ein Land, was es nicht mehr gibt und in diesem Comic noch einmal kurz aufleben durfte. Erstaunlich realistisch.




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